Englischer Gin – die Geschichte der Gin-verliebten Nation
Es lässt sich darüber streiten, ob Gin ein durch und durch englisches Getränk ist. Auch wenn Gin in England gross geworden ist, so wurde auf den britischen Inseln auf jeden Fall nicht der erste Gin gebrannt. Der Vorgänger des Gins, der sogenannte Genver, stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Dieser Wacholder-Schnaps kam hauptsächlich zur Beruhigung von Magenschmerzen und weniger als Genussmittel zum Einsatz.
Als der Niederländer Wilhelm III. von Oranien-Nassau Mitte des 17. Jahrhunderts den englischen Thron bestieg, brachte er den Gin mit nach England. Darüber hinaus verhängte der neue König Steuerfreiheit für die Gin-Produktion und eine Steuererhöhung für jegliche ausländische Spirituosen. In Verbindung mit den günstigen Getreidepreisen entstanden sprungartig Gin-Destillieren in ganz England. Um 1730 waren auf der englischen Landkarte rund 7000 Destillerien zu finden, welche sich der Herstellung Englischen Gins verschrieben haben. Besonders beliebt ist Englischer Gin in den unteren Gesellschaftsschichten. Der heute erhältliche Gin ist allerdings geschmacklich und in der Herstellung kaum noch mit dem damaligen Gin zu vergleichen. Trotzdem überstieg der Konsum Englischen Gins einige Jahre sogar die durchschnittlich konsumierte Menge Bier. Diese Zeit des extensiven Gin-Konsums ging in die Geschichte als „Gin Gaze“ ein. Der Massenalkoholismus ging so weit, dass die englische Regierung mit dem Gin Act 1751 dem Gin-Wahnsinn Einhalt gebieten musste.
Den dadurch gewonnen schlechten Ruf verlor der Englische Gin erst mit der Industrialisierung. Neue Gin-Herstellungsprozesse verursachten die Einführung neuer Gin-Sorten. London Dry Gin und der etwas süssere Old Tom Gin weckten das Interesse der englischen Oberschicht. Die Beliebtheit des Gins nahm von nun an wieder potenziell zu und Englischer Gin wurde zum geliebten Nationalgetränk.
Auch wenn der Gin kein Getränk englischen Ursprungs ist, können sich die Engländer aber mit der Erfindung des Gin Tonics brüsten. Englische Soldaten vermischten Anfang des 19. Jahrhunderts bittere Medizin mit Wasser, Zucker und Zitrone, um den Geschmack der Medizin erträglicher zu machen. Es dauerte nicht lange, bis auch ein Schuss Englischer Gin seinen Weg in die Mischung fand und schon war der erste Gin Tonic geboren.
Ist Englischer Gin gleich London Gin?
Der Titel London Gin ziert heutzutage nicht nur Flaschen mit Englischem Gin. Die Bezeichnung London Gin ist seit 2008 laut EU-Verordnung eine Begriffsbestimmung für eine spezielle Art der Gin-Herstellung mit einem Mindestalkoholgehalt von 37,5 % vol. Der London Gin darf ausschliesslich mit einem Basisalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs und rein pflanzlichen Zusätzen zur Geschmacksanreicherung destilliert werden. Diese Aromen dürfen hier ausschliesslich durch die Zugabe der pflanzlichen Botanicals durch eine erneute Destillation erfolgen. Farbstoffe sind in Gins, welche den Titel des London Gin wünschen, Tabu. Damit sich ein Gin als London Dry Gin bezeichnen darf, muss bei der Herstellung auf die Zugabe jeglicher süssenden Erzeugnisse verzichtet werden.
London Gin ist also nicht zwingend ein Englischer Gin, auch wenn sich viele der Englischen Hersteller auf London Gin spezialisiert haben. Die Bezeichnung London Gin ist dagegen eher als ein Reinheitsgebot und nicht als Klassifizierung für Gin mit englischer Herkunft zu verstehen.
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Die Mutter der Queen, Elizabeth Bowes-Lyon, soll auch noch im hohen Alter täglich mindestens ein grosses Glas Gin genossen haben. Ob sie ihren 101. Geburtstag aufgrund oder trotz ihres Gin-Konsums feiern durfte, sei dahingestellt, aber eins ist sicher: Englischer Gin ist eine hochwertige Spirituose, die sogar königlichen Ansprüchen gerecht wird.
Obwohl Gin hauptsächlich als Mischgetränk getrunken wird, sticht der unverkennbaren Geschmack des Englischen Gins immer deutlich hervor. Anders als andere hochprozentige Getränke glänzt Gin darüber hinaus mit einem mannigfaltigen Abwechslungsreichtum.
England ist die Heimat der grossen Gin Klassiker: traditioneller London Dry Gin ist ein Englischer Gin mit einer unvergleichlichen Wacholder-Betonung und einem Hauch Zitrus-Frische. Die Old Toms Gins gehören ebenfalls zum Urgestein des Englischen Gins. Mit einem süssen, vollmundigen Geschmack überzeugt dieser Englische Gin Geniesser seit dem 19. Jahrhundert. Der Ampleforth’s Bathtub Gin ist ein Produkt erstklassiger, traditioneller Handarbeit und sein erdig- floralen Geschmack mit wärmendem Abgang hat es geschafft, zahlreiche Preise zu gewinnen. Die blauen Flaschen des Bombay Sapphire London Dry Gins gehören mit ihrem auffälligen Aussehen zu den bekanntesten Englischen Gins. Die ausgewogene Komposition aus handverlesenen Botanicals verleiht diesem Englischen Gin einen unvergleichlich würzig-milden Geschmack. Der Beefeater 24 London Dry Gin wartet mit einer unerwarteten Kombination aus englischer Tradition und exotischen Botanicals auf. Benannt nach den weltberühmten Wachen des Londoner Towers, vereint dieser Englische Gin unter anderem chinesischen Grüntee und Sencha Tee aus Japan zu einem komplexen Geschmackserlebnis.
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